IRONMAN 70.3 Kraichgau - meine Premiere auf der Mitteldistanz!

von Patrick Kolei Kommentare Ironman 70.3 Kraichgau

Ich habe das Gefühl, den Vorbericht zum IRONMAN 70.3 in Kraichgau gerade erst geschrieben zu haben. Jetzt ist der 05.06.2016, und somit mein erster Start bei einer Triathlon Mitteldistanz, bereits wieder Geschichte. Aber halt, nicht so schnell. Dieser Tag wird mir sehr lange in schöner Erinnerung bleiben. Denn es war ein neues Herausforderung, eine neue Erfahrung, ein eigenes Erlebnis und sicherlich kein Baustein. Drei Tage nach dem Wettkampf habe ich mich gesammelt, alle Bilder sortiert und versuche emotional nochmal jeden Meter in diesem Bericht aufzuarbeiten. Diese tolle Veranstaltung hat das mehr als verdient. Denn es lief für mich fast unbeschreiblich gut an diesem Tag.

In den letzten Tagen vor dem Startschuss bin ich nervlich immer etwas angespannt. Ich versuchte es mir auch dieses Mal nicht großartig anmerken zu lassen. Versuchte meinen Alltag wie immer zu gestalten und die letzten Trainingseinheiten zu absolvieren. Gesundheitlich war ich in der Vorwoche allerdings etwas angeschlagen. Mit leichten Halsschmerzen wollte ich keinen Ausbruch einer Erkältung riskieren. Ich verzichtete daher auf ein weiteres Freiwasserschimmen und auch die Koppel- bzw. reine Laufeinheiten absolvierte ich nicht. Zu gut waren meine Trainingsleistungen in den letzten Wochen, als das ich jetzt den Start in Kraichgau gefährden wollte. Das Training hatte ich im Körper, sodass ich mich für ein ausgedehnteres Tapering entschied und lieber mit 100% ausgeruhtem Körper ins Rennen gehen wollte. Vor Ort hatte ich zusammen mit Connie ohnehin noch lockere Einheiten geplant, das sollte hoffentlich reichen. Doch war das wirklich die richtige Entscheidung den Trainingsrhythmus so abrupt zu verlassen?

Anreise & Vorbereitung

Um in Ruhe nach Kraichgau anzureisen, genug Zeit vor Ort zu haben, entschied mich dieses Mal bereits für eine Anreise am Freitag. Durch den Verkehr war ich allerdings leider später als geplant am Ziel, sodass das geplante Schwimmen keinen wirklichen Sinn mehr machte. Wir entschieden uns eher für ein ausgedehntes "All You Can Eat" beim Asiaten. Viel mochte an dem Abend aber bereits nicht mehr in den Magen. Ich hatte ohnehin das Gefühl, mir bereits in den Vortagen wieder 5 kg mehr auf die Rippen gefuttert zu haben.

Der Samstag war mit Terminen und Einheiten vollgestopft. Sodass wir, ganz untypisch für ein Wochenende, bereits um 08:30 Uhr beim Frühstück saßen. Die geplante lockere Laufeinheit danach absolvierten wir bei schwülen Temperaturen und leichtem Regen. So sollte auch das Wetter für den Wettkampftag werden. Also schon mal dran gewöhnen. Ich entschied mich für einen Steigerungslauf von ca. 5 km. Pro Kilometer um 20 Sekunden Pacesteigerung. 05‘ 50“, 05‘ 30“, 05‘ 10“, 04‘ 50“ und am Ende eine 04‘ 30“ auf dem letzten Kilometer. Kein Problem. Fühlte sich locker leicht an. Danach machten wir uns auf um die Startunterlagen abzuholen, was bei der Organisation IRONMAN als Veranstalter schnell und unkompliziert funktionierte. Ich bekam dort meine Startnummer 1536 und die drei Beutel für die Wechselzonen. Blau für den Wechsel vom Schwimmen zum Bike. Rot für den Wechsel vom Bike zum Laufen und Weiß für die Kleidung nach dem Rennen. Der rote Beutel musste bereits abends bei der Abgabe des Rads komplettiert werden, denn durch die weit auseinander liegenden Wechselzonen kam man an diesen am Wettkampftag morgens nicht mehr dran. Schuhe, Kappe, Gels und Riegel. Das war einfach.

Bevor die Radabgabe allerdings erfolgen konnte, hatten wir noch zwei weitere Termine. Freiwasserschwimmen war als nächstes dran. Nachdem ich meine Eltern eingesammelt hatte, wollte ich mir unbedingt den Hardtsee und die Bojen im Wasser anschauen. Je nachdem auch eine Runde schwimmen. Was ich schlussendlich dann auch tat. Bei jeder Boje hielt ich an, suchte mir am Horizont bzw. an Land immer einen passenden Orientierungspunkt. Knapp 2000 m absolvierte ich in etwas mehr als 34 Minuten. Ohne Druckphase, eher locker geschwommen war das mental eine hervorragende Einheit. Auch Connie schwamm (ohne Neo) ein paar Meter. Sie kannte allerdings den Hardtsee und auch die Strecke. Sodass ich sie nicht für eine komplette Runde begeistern konnte.

16:30 Uhr. Wir fuhren wieder nach Bad Schönborn, wo bereits ab 16 Uhr der Rad Check In begonnen hatte. Wir trafen uns mit ein paar Sportlern aus der Twitter Timeline. Oder wollten es. Thomas, Simon, Thorsten und Jens waren vor Ort. Alle lauschten der Wettkampfbesprechnung des Veranstalters, welcher noch mal auf die wichtigsten Regeln, Gefahren und Besonderheiten in Kraichgau und der Umgebung hinwies. Dabei durften wir uns ordentlich bei der Nudel-Party den Bauch voll schlagen. Das waren wohl weitere 2 kg mehr, die ich als Wettkampfgewicht mit auf die Strecke nehmen sollte. Nach der ebenfalls unkomplizierten Abgabe meines Bikes, merkte ich dann relativ schnell, dass ich einen langen Tag in den Beinen, aber noch einen viel längeren und härteren Tag vor mir hatte. Die Müdigkeit überkam mich, sodass ich bereits kurz vor 21 Uhr im Bett verschwand.

Am Renntag

Nervosität. Anspannung. Das gehört für mich dazu. Das macht für mich auch den Reiz aus. Das macht Spaß, auch wenn man an einem Wettkampftag gut und gerne darauf verzichten könnte. Um 06:45 Uhr klingelte mein Wecker und ich versuchte wenigstens eine Kleinigkeit zu essen. Viel war es nicht. Aber ich hatte etwas im Magen. Den Rest würden die Riegel und Gels wohl richten. Trinken, das geht immer. Nachdem ich die letzten Dinge verpackt hatte, ging es zum Hardtsee. In der Wechselzone 1 hatte ich dann die Möglichkeit noch mal alles zu überprüfen und meinen Beutel für den Radwechsel zu vervollständigen. Ich entschied mich auch meine Reifen noch mal sauber zu machen, da auf dem Boden viele kleine Äste und Steine lagen. Dabei bemerkte ich einen Schaden an meinem hinteren Reifen. 08:40 Uhr. Meine Herzfrequenz steigerte sich plötzlich um ein vielfaches. Der in der Wechselzone befindliche Bike Service machte sich ein Bild davon und riet mir zu einem sofortigem Wechsel von Schlauch + Reifen. Bereits 15 Minuten später hing mein Bike wieder an seinem Platz, ich war beruhigt. Von einem Wechsel des Vorderreifens hatte ich dann nach kurzer Überlegung Abstand genommen, weil diese vollkommen in Ordnung war und ich mich nun auch nicht mehr verrückter machen wollte als es am Ende nötig gewesen wäre. Noch 60 Minuten bis zu meinem Start. Die Wechselzone wurde geräumt. Ich hatte bereits meinen Einteiler an. Bemerkte dann aber, dass ich meine Startnummer noch anhatte, was beim Schwimmen unter dem Neo nicht erlaubt war. Schnell wieder rein, in den blauen Beutel gestopft. Jetzt war ich dann endlich auch soweit.

1,9 km Schwimmen

Am See waren bereits hunderte Menschen zu sehen. Die Profis gingen gerade auf die Schwimmstrecke und ein lauter Knall läutete den ersten Start um 09:00 Uhr ein. Sebastian Kienle und Boris Stein vorneweg. Sie sollten den Sieg laut Experten heute unter sich ausmachen. Verschiedene Altersklassen machten sich bereit, eine nach der anderen machte sich mit verschiedenen Farben der Schwimmkappen auf den Weg. Ein irres Bild. Jedes Mal ertönte dieser laute Knall um den Schwimmerinnen und Schwimmern den Start im Wasser zu signalisieren. Plötzlich war meine AK an der Reihe. Ich machte mich bereit. Plötzlich tippte jemand auf meine Schulter. Jens. Wieder nicht erkannt, sehen aber auch alle gleich aus mit dem Neo und der Schwimmkappe. Kleiner Plausch. Glückwünsche, dann aber über die Zeitmatte. Jetzt war ich für das Rennen registriert. Meine Eltern direkt an der Strecke. Ein tolles Gefühl. Was für eine tolle Unterstützung! Das gab mir enorm viel Kraft und Motivation. Ich glaube, sie waren nicht minder aufgeregt als ich.

Ich paddelte bereits 10 Minuten im Wasser. Um mich herum versuchten alle die passende Schwimmstartposition zu finden. Alles lief geregelt und freundschaftlich ab. Das hatte ich bei anderen Veranstaltungen schon ganz anders erlebt. Beim Wasserstart besteht immer die Gefahr in den ersten 100-200 Metern in einen Pulk zu geraten und neben dem Zeitverlust auch eventuell die Schwimmbrille zu verlieren. Nicht so an diesem Tag. Nach dem Knall, welcher auch unseren Start einläutete, machten wir uns auf die Strecke. Meine erste Mitteldistanz war gestartet. Um mich herum viel Platz, ich startete direkt in der ersten Reihe und gab Gas. Die Orientierungspunkte vom Vortag waren schwerer zu erkennen. Überall Arme, Beine und spritzendes Wasser. Die erste gelbe Boje in ca. 900 Meter hatte ich gut im Blick, und versuchte meine Linie zu finden. Ich benötigte wieder meine 500 Meter. Dann war die Aufregung vergessen, der Rhythmus gefunden und ich hatte das Gefühl gut im Wasser zu liegen. Boje 1 und 2 waren erstaunlich schnell vorbei. Dann wurde es etwas zäh. Ich hing mich an einen Schwimmer, welchen ich unter Wasser auf meiner rechten Seite gut erkennen konnte. Es waren vielleicht noch 600 Meter bis zum Ausstieg. Druckphase noch mal erhöhen, Geschwindigkeit beibehalten, danach sollten ich die Arme ausruhen können und die Beine auf dem Bike die Arbeit erledigen. Beim Ausstieg, den ich übrigens perfekt traf, erkannte ich kurz meinen Vater auf der rechten Seite. Meine Mutter stand auf der Brücke. Beide riefen mir etwas zu, ich bekam nichts mehr mit. Kurzer Blick auf die Uhr, irgendetwas mit einer 3. 34 ? 36? 38? Minuten. Ich konnte es zu diesem Zeitpunkt nicht entziffern. War auch egal, das Rennen lief ohnehin weiter.

Meinen blauen Beutel hatte ich schnell gefunden. Perfekter Wechsel. Rad geschnappt. Aufgesessen. Weiter ging's ...

90 km Radfahren

Nach ca. 20 Meter stand Connie auf der linken Seite. Auch sie brüllte mir etwas entgegen. Etwas wie „Jetzt zeig uns das Du Radfahren kannst“. Oder sowas ähnliches. War ohnehin schon wieder längst in meinem Tunnel verschwunden. Was konnte ich selber von mir heute beim Radfahren erwarten? Ich wollte ein solides Rennen abliefern. Wollte nichts riskieren und vor allem mir auch nicht alle Kraft für einen ordentlichen Halbmarathon am Ende nehmen. Die ersten 10 Kilometer sind in Kraichgau perfekt. Zum Einrollen quasi. Etwas hoch. Etwas ab. Hier führte ich mir mein erstes Gel, meine erste Salztablette zu und futterte meinen ersten Riegel. 35 – 37 km/h zeigte meine Uhr. "Bleib ruhig Kerle, da kommen noch ein paar Hügel!" Das sagte ich mir während des Rennens sehr oft. Alle 10 Kilometer überprüfte ich meine Geschwindigkeit, Entfernung und Zeit. Ich kam gut ins Rennen, übertrieb es nicht und ließ einige an mir vorbeiziehen, ohne mich schlecht dabei zu fühlen.

Bis Kilometer 50 hatte ich keine Probleme, auch danach fuhr ich erstaunlich locker in einem für mich guten Durchschnitt. Die Verpflegungsstellen waren perfekt angeordnet und dort war auch immer am meisten los. Viele kleine Orte, viele Menschen, viel Unterstützung. Einige hatten die Namen ihrer Liebsten auf die Straßen geschrieben und Durchhalteparolen zur Motivation hinterlassen. Mein Bike lief gut, meine Beine waren frisch und die Verpflegung hielt ich durch. Auch wenn ich gerne und auch gerne viel Esse, bei einer Belastung auf dem Rad ist das nicht immer so einfach. Hier musste ich mich schon etwas zwingen ein Gel nachzuschieben. Aber der Körper brauchte es einfach. Bei Kilometer 70, kurz vor dem Schindelberg, hatte ich mein erstes kleines mentales Loch. Viele Dinge schossen mir durch den Kopf und ich mochte mich irgendwie nicht mehr so aufs Rennen konzentrieren. Ich versuchte mich abzulenken. Mit dem ein oder anderen Teilnehmer ins Gespräch zu kommen. Die Geschwindigkeiten waren aber meist zu unterschiedlich. Auch wenn ich auf der gesamten Strecke konstant mit 10-12 Leuten abwechselnd auf der Strecke unterwegs war.

Nachdem ich den Schindelberg kam eine lange Gerade, welche ich mit ca. 38 km/h am Ende der Radstrecke absolvierte. War plötzlich Schluss. Nicht mit den Kräften. Mit der Radstrecke. Schild, Abstieg und rein in die Wechselzone 2. Rechts und links standen bereits hunderte aufgereihte (oder besser gesagt hingeworfene) Räder. Was für ein Chaos. Was musste ich machen? Wo musste ich hin? Die Wechselzone hatte ich ja lediglich auf einem Bild gesehen. Ich lief einfach hinterher. Jemand nahm mir mein Bike ab und winkte in eine Richtung. Ich lief weiter. Plötzlich sah ich die roten Beutel. Zu viele rote Beutel. Ich versuchte mich an meine Startnummer zu erinnern, sah viele Helfer mit den Armen fuchteln. Eine Helferin zeigte dann in eine Reihe. 1536, hier sollte ich richtig sein. Beutel geschnappt, Radschuhe aus. Helm ab. Laufschuhe an. Kappe an. Sonnenbrille hatte ich vergessen. Egal, sollte eigentlich sowieso regnen.

21,1 km Laufen

Die ersten Meter waren auch dieses Mal wieder mehr so ein "Gewackel". Immer wieder seltsam anzulaufen. Da kann ich noch so viel koppeln, die ersten Meter sind nie wirklich rund. Ich wusste allerdings zu diesem Zeitpunkt nicht so genau wo ich war. War ich schon auf der Laufstrecke? Ich folgte einem langen Tunnel, immer auf der Laufmatte entlang. Nutze die Zeit um mir ein Gel aus meinem Einteiler in den Mund zu drücken und bog dann rechts auf die Laufstrecke. 3 Runden waren zu absolvieren und hier waren bereits viele Läuferinnen und Läufer unterwegs. Von hinten kamen sie, bereits auf der zweiten oder dritten Runde unterwegs, regelrecht angeschossen. Ich versuchte meinen Rhythmus zu finden, hatte aber bereits beim ersten Blick auf meine Uhr eine Pace von 04‘ 10 /km. Ich dachte nur „Raus. Nimm sofort raus. Was haben die denn bitte vor?“ Ich pendelte mich bei 04‘ 50“ /km ein. Das war meine persönliche Vorgabe und an diese wollte ich mich auch halten. Das war alles andere als einfach. Rechts und links standen hunderte Zuschauer an der Strecke, jubelten, feuerten ihre Liebsten an und riefen meinen Namen, als sie ihn auf meiner Startnummer entdeckten. Nach "gefühlten" 5 Kilometern kam das erste Schild. Erst ein Kilometer? Nach herzlichen Glückwunsch. Noch 20 Kilometer sind zu absolvieren und die Temperaturen drückte ordentlich. Wir liefen durch die Innenstadt von Bad Schönborn, vorbei an Eisdielen und Restaurants. Dort saßen die Menschen draußen an den Tischen und hatten Schnitzel mit Pommes vor sich auf dem Teller. Der Duft war atemberaubend. Für diesen Moment allerdings nicht. Nase zu, ich konzentrierte mich auf meinen Lauf. Die ersten 5 Kilometer waren dann doch irgendwann absolviert und ich spürte, dass ich auch gut in meinen Laufrhythmus gekommen war. Die Beine wirkten, für diesen Zeitpunkt, frisch und ich begann die Atmosphäre und die Anfeuerungen der Zuschauer aufzunehmen, zu genießen. Auch meine Eltern sah ich auf der Laufstrecke in jeder Runde, einmal in jeder Richtung. Zum Zuschauen ist Kraichgau mehr als zu empfehlen, es ist viel Platz und man kommt jederzeit gut an die Strecken.

Nach ca. 10 Kilometer dachte ich das erste Mal über den Zieleinlauf nach. Wofür ich vorher keinen Gedanken verschwendete. Aus irgendeinem Grund dachte ich plötzlich an den roten Teppich, den Einlaufbogen und meine Eltern wie sich mir zujubeln würden. Es war der Moment, an dem ich das erste Mal heulte. Es bricht einfach aus einem heraus. Man kann nichts dagegen tun. Ich versuchte mich schnell wieder zu sammeln, nicht das jemand dachte mir würde es nicht gut gehen. Ich war emotional. Ich bin immer emotional. Daher benötigte es gerade mal weitere 500 Meter bis ich wieder heulte. Was für ein geiles Gefühl! Die ersten beiden Laufrunden waren nicht unbedingt zum genießen, aber mich trennten noch ca. 8 Kilometer vom Ziel. Das war Motivation genug um die Pace zu kontrollieren und noch mal ein paar Körner nachzulegen. „Ruhig Kerle, auch 8 Kilometer können am Ende richtig wehtun. Warte wenigstens noch 3 Kilometer.“, meine Gedanken versuchte ich immer wieder zu sortieren und wollte auch zu diesem Zeitpunkt nichts riskieren. Ich hatte überhaupt keine Ahnung auf welcher Gesamtzeit ich unterwegs war, ich hatte immer nur die einzelnen Disziplinen im Auge. Druck wollte ich mir natürlich auch zu diesem Zeitpunkt des Rennens nicht mehr machen.

Kilometer 16. Plötzlich blitze und donnerte es. Es war ca. 14 Uhr und ich dachte an Connie. Sie sollte um diese Uhrzeit eigentlich im See stehen und sich bereit machen. Bereit machen für ihren eigenen Start bei der olympischen Distanz. Bei mir fing es an zu regnen, was bei Connie und allen anderen Starten in diesem Moment Stand der Dinge war, konnte ich nicht ahnen. Der Regen tat gut, auch wenn es keine richtige Abkühlung war und es gefühlt immer schwüler wurde. Ich konnte dennoch meine Pace halten. War mittlerweile bei 04‘ 30“ /km angekommen und fühlte mich wohl. Sollte ich meinen Halbmarathon in < 01h 40‘ finishen können? Das wäre ja grandios! Mit einer Zeit unter 01h 45‘ hatte ich spekuliert. Aber wie sollte man das festlegen, wenn man alle drei Disziplinen noch nie direkt hintereinander absolviert hatte? Die Tränen flossen wieder. Nicht vor Schmerz, vor Freude. Das ist dieses Triathlon. Das ist dieses Gefühl. Noch 3 Kilometer bis zum Ziel. Ich hatte den letzten steileren Anstieg geschafft. Folgte noch eine kleine Ansteigung, dann am Kreisel nur noch bergab, laufen lassen, genießen und mit Stolz die 3 Farbbänder (pro Runde eines) zeigen um nach rechts in den Zielbereich einlaufen zu dürfen. Ich traf Markus, ein Trainingspartner von Connie aus Frankfurt. Wir schlossen uns zusammen und motivierten uns. Pushten uns an. 04‘ 20“, 04‘ 15“, 04‘ 10“. Ein leichter Krampf in meiner rechten Wade machte sich breit. In der Flugphase streckte ich immer wieder den Fuß. Das ließ ich mir nun nicht mehr nehmen. Rechts Kurve, eine weitere rechts Kurve. 15 Meter. Ziel. Meine Eltern. Tunnel. Vorbei. Ende. Finisher. Erste Mitteldistanz Finisher. Glücklich. Einfach geil. Unglaublich. Geschafft. Bilder. Videos … Freude. Umarmungen. Küsse. Puh, das war perfekt! Einfach genial!

Finisher!

Mein offizielles Ergebnis in der Altersklasse 35-39:

Schwimmen: 00:32:43 (01:43 /100m | 50. AK | 376. Gesamt)
T1 Swim to Bike: 04:30
Radfahren:   02:53:10 (31.18 km/h | 128. AK | 827. Gesamt)
T2 Bike to Run: 02:49
Laufen:        01:35:14 (04:32 /km | 95. AK | 580. Gesamt)

Total: 05:08:25 und somit Platz 95/277 in meiner AK und Platz 603 in der Gesamtwertung.

 

Als ich im Athelenbereich meinen wohlverdienten Kuchen, Pizzastückchen und meine Getränke zu mir nahm, dauerte es eine Weile bis ich wirklich realisieren konnte was da jetzt heute alles passierte. Von meiner leichten Erkältung in der Vorwoche, meinen beiden tollen Trainingseinheiten in den beiden Tagen vor dem Wettkampf, dem Schaden am Reifen noch morgens in der Wechselzone, dem perfekten Schwimmen im Hardtsee, der heftigen Radstrecke mit seinen unglaublichen vielen Anstiegen und Abfahrten, der Laufstrecke, den drei Runden, der Unterstützung vor Ort und Online und am Ende diesem emotionalen Zieleinlauf mit der Umarmung mit meinen Eltern. Es dauert eine Weile. Es dauert eine Weile bis das alles im Kopf angekommen war und ich selbst zu mir sagte „Du hast es geschafft“. Ich hatte mir zur Vorbereitung zur Langdistanz Challenge Roth in diesem Jahr auch meine Premiere bei der Mitteldistanz IRONMAN 70.3 Kraichgau vorgenommen. Es war sicherlich nicht nur ein Baustein. Es war pure Freude, ein Erlebnis und am Ende auch ein perfektes Training unter Wettkampfbedingungen. Denn am Ziel bin ich für dieses Jahr noch nicht. Auch wenn ich jetzt ein wenig regenerieren darf.

Support & Unterstützung

Meine Eltern, Trudi und Bernd, waren auch an diesem Tag wieder eine wahre Unterstützung und Motivation für mich. Die besten Eltern die ich mir aussuchen konnte. Immer für einen Rat und Tipp bereit, immer an meiner Seite wenn es mal schwieriger wird in meinem Leben. Das sie an diesem Tag auch die Reise ins Kraichgau unternommen hatten, war sehr wichtig für mich. Durch die Anfeuerungen vor und vor allem auch während dem Rennen, konnte ich konstant meine Leistung abrufen. Aufgeben war heute sowieso nie ein Thema. Die Unterstützung, Motivation und Begeisterung die ich für meinen Sport und auch im täglichen Alltag benötige, bekomme ich von diesen beiden Menschen geschenkt. Tag für Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr. Sie werden auch bei der Challenge Roth dabei sein. Danke. Nicht einfach so. Danke von ganzen Herzen!

Connie, wir kannten uns vor ein paar Wochen noch nicht einmal. Sind uns nie begegnet und haben lediglich ein Trainingswochenende auf der Kraichgau Radstrecke zusammen absolviert. An Dich und Deine Mutter ein großes Dankeschön für die freundliche Aufnahme, die Übernachtungsmöglichkeit und die tolle Verpflegung. Es war mir eine Freude Dich auf Deinen letzten Metern beim Laufen anfeuern zu dürfen und ins Ziel zu jubeln. Auch wenn Du wegen des Gewitters und dem dadurch das abgesagte Schwimmen verständlicherweise nicht unbedingt begeistert warst. Ein tolles Rennen, herzlichen Glückwunsch und für Deine weiteren Starts ins diesem Jahr drücke ich Dir natürlich ganz fest die Daumen!

Auch meine Schwester Sandra, viele aus meiner Familie, Bekannte und Freunde haben mich an diesem Tag über mein Live Tracking auf der Ironman Webseite verfolgt und mir die Daumen gedrückt. Auch hier sage ich DANKE! Roman, mein Trainer, hat mir bisher die perfekte Vorbereitung geschrieben und ich bin sicher, dass wir zusammen bis zum großen Finale auch noch an der eine oder andere Stelle den Feinschliff hinbekommen werden. An dieser Stelle auch ein Dank an Tim, welcher mir mit seiner enormen Erfahrung immer mit Tipps bezüglich der Ernährung und sonstigem Equipment zur Seite steht. Das hatte dieses Mal bereits viel besser funktioniert und kann sicherlich weiter optimiert werden.

Auch Simon, Thomas, Thorsten und Jens durften sich an diesem Wochenende den IRONMAN 70.3 Kraichgau als Finisher feiern lassen. Alle haben für sich persönliche tolle Leistungen und Ergebnisse abgeliefert. Herzlichen Glückwunsch an alle!

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