IRONMAN 70.3 St. Pölten - Landgang, 13% Anstiege und heißes Laufvergnügen!

von Patrick Kolei Kommentare Rückblick

Nach zwei Halbmarathons in der Vorbereitung der aktuellen Saison 2018, war es nun endlich wieder so weit: Wettkampfwochenende! Dieses Mal startete ich wieder auf einer Triathlon-Mitteldistanz. Endlich auch wieder Triathlon! Die Vorfreude war natürlich extrem groß, auch wenn ich mein aktuelles Fitnesslevel nur schwer einschätzen konnte. Das letzte Trainingswochenende vor dem Wettkampf lief alles andere als gut. Müde Beine, Lustlosigkeit, keine Kraft waren für die Reise nach St. Pölten auch mental nicht unbedingt die beste Voraussetzung. Positiv stimmten mich allerdings meine bisherigen Ergebnisse bei den beiden HMs. Mit meiner Erfahrung wollte ich das Rennen eher defensiv angehen, um dann im Laufe des Tages anziehen zu können, wenn der Körper durch die Taperingwoche ausgeruht sein würde.

Bereits am Freitag machten wir uns auf den Weg Richtung Österreich. Denn im Gepäck hatte ich neben meinem Bike, Neo und Einteiler auch Ines. Sie begleitete mich das komplette Wochenende und leistete mir vor, nach und ganz besonders auch während des Wettkampfes einen tollen Support. Viele Bilder und Videos habe ich als Erinnerung ihr zu verdanken. Dafür ein herzliches Dankeschön! Ich freue mich schon, wenn ich mich im September bei ihrem Jungfrau Marathon revanchieren kann.

Die Anreise verlief indes völlig problemlos. Auch dieses Mal hatte ich mich für eine kleine private Unterkunft über AirBnb entschieden. David & Claudia hatten in ca. 20 km Entfernung ein kleines Zimmer zu vermieten. Nach knapp 4 ½ Stunden Anfahrt wurden wir dort auch sehr herzlich begrüßt. Gemütlich, sauber und vor allen dingen auch sehr ruhig, war unser Eindruck auch sehr positiv. So verbrachten wir dort einen chilligen Abend. Irgendwie war ich auch sehr froh, dass ich am Samstag nochmal einen Tag zum akklimatisieren hatten. War ich doch irgendwie noch gar nicht bereit für den Start.

Am Samstag, nach einem ordentlichen Frühstück, machten wir uns als allererstes erstmal auf eine gemeinsame Laufrunde. Dieses obligatorische “Motor anlassen” hat sich mittlerweile als fester Bestandteil vor meinen größeren Wettkämpfen etabliert. Dabei sind es meist 5 Kilometer mit gesteigertem Tempo. 06:00, 05:40, 05:20, 05:00 & 04:40 min/km fühlten sich bei bereits sehr warmen Temperaturen an diesem Vormittag aber richtig gut an. Den letzten Kilometer laufe ich dann meist im geplanten Wettkampftempo, welches ich aber erstmal nicht anstrebte. Dennoch sollte mein Körper nun wissen, morgen gehts los.

Es folgte die Registrierung auf dem Ironman Gelände, welches wieder hervorragend organisiert und koordiniert war. Kein langes Gesuche, kein langes Rumgefrage, alles war durchdacht und so konnte ich nach der verpflichteten Wettkampfbesprechung auch bereits mein Bike auf den vorgesehen Platz in der Wechselzone einhängen. Wegen der heißen Temperaturen und Sonneneinstrahlung entschied ich mich ebenfalls die Luft aus den Reifen zu lassen. Ein Reifenplatzer wäre am Morgen nicht unbedingt etwas, was ich benötigen würde. Nachdem wir uns noch kurz mit Nadine & Carsten getroffen hatten, mit denen wir uns über Twitter verabredet hatten, folgte nur noch eine “kleine” Pastaparty. Sehr früh an diesem Abend lag ich mit 10000 Gedanken im Bett und versuchte etwas Ruhe zu finden. Oft lag ich in dieser Nacht wach, fühlte mich am Morgen aber durchaus bereit, eine Mitteldistanz zu finishen.
Noch zwei Stunden bis zum Start. Wieder einmal gelang es mir nicht, beim morgendlichen Frühstück viel zu essen. Meine Bags waren gepackt, der Einteiler angezogen und die Sonnencreme aufgetragen. So machten wir uns schließlich auf den Weg.

Noch eine Stunde bis zum Start. Ich verließ die Wechselzone, nachdem ich mein Bike nochmals kontrolliert hatte, meine Beutel fertig an den dafür vorgesehenen Platz hängte und mit meinem Neo Richtung Schwimmstart stapfte. Auch Carsten hatte nun alles fertig und war vielleicht doch etwas nervöser als ich, denn es war seine Premiere auf der Strecke des 70.3 Ironman. Kurz dachte ich an meine Anspannung im Jahr 2016, als ich noch nicht genau wusste, was auf mich zukommen würde. Wir quatschen, wir lenkten uns ab. Für mich war der Start um 07:20 Uhr, er musste noch bis 07:50 Uhr warten und zittern. Allerdings war auch er positiv gestimmt und wollte an diesem Tag unter 6 Stunden bleiben. Ich hatte mir kein genaues Ziel definiert, auch wenn man immer ein paar Zeiten im Kopf hat.

1,9 km Swim

Plötzlich ging dann auch wieder alles sehr schnell. Da befand ich mich auch bereits im Startblock mit einer geplanten Schwimmzeit zwischen 32-34 Minuten. Meine Trainingszeiten sahen alle gut aus, sodass ich mir das an diesem Tag durchaus zutraute. Was mich noch etwas unsicher machte war die Tatsache, dass es an diesem Tag für uns Athleten zwischen zwei Seen einen kleinen Landgang zu bewältigen gab. Das hatte ich derzeit weder im Training trainiert, noch bei einem anderen Wettkampf erlebt. Im ersten waren es ~1000 m, nach 300-400 m laufen waren dann die restlichen ~900 m zu absolvieren. Doch, konnte man das überhaupt trainieren?

Eine Premiere war auch der Start vom Steg aus. Die Profil waren 20 Minuten mit einem riesigem Applaus gestartet, gesehen hatte ich davon allerdings leider nicht. Zu sehr war ich auf meine eigene Vorbereitung fokussiert. Ich ging nochmal im Kopf die Worte des Moderators des Besprechung gestern Abend durch, da stand ich praktisch schon mit einem Bein auf dem Steg. Nicht so erste Zone. Lauf weiter bis ans Ende. Über uns kreiste der Hubschrauber, rechts und links wedelten Cheerleader mit Ihren Pompons und mein Herzschlag spürte ich bis in den Hals. Ich schaute rechts, ich schaute links, alles nur Menschen. Mir schossen zahlreiche Gedanken durch den Kopf. Ich war nicht mehr im Wasser, war das Wasser etwa kalt? Was würde passieren, wenn ich direkt beim Eintauchen meine Brille verlieren würde? Hinter mir standen gefühlt 100 Athleten die ebenfalls ins Wasser springen würden. Im nächsten Moment spürte ich nur, wie ich die Uhr an meinem Handgelenk starte, den Fuß auf die Zeitmatte setzte, das Piepsen wahrnahm und einfach sprang.

Als ich die ersten Meter absolviert hatte, war ich sehr erleichtert. Endlich ging es los. Die Nervosität, auf einen Schlag verflogen. Ich machte die ersten Züge, versuchte mich schnell zu orientieren und der Blick nach vorne zeigte mir schnell eine freie Bahn. Meine Gedanken kreisten nun nur noch um den Rhythmus. Finde in deinen Rhythmus und lass alle anderen ihr eigenes Ding machen. Ich sortierte mich direkt in der Innenseite ein, so wie ich auch die Bojen umschwimmen sollte. In den letzten Freiwasser-Trainingseinheiten trainierte ich genau das, den Blick und die Orientierung nach vorne. Macht sich heute deutlich bemerkbar, denn ich hatte immer eine feste Richtung. Das war bei anderen Wettkämpfen noch ganz anders, dort richtete ich mich oft einfach an andere Schwimmer und bemerkte erst zu spät, dass wir einen leichten Bogen geschwommen waren. Heute wollte ich meine eigene Richtung schwimmen, das fühlte sich bereits nach 400-500 gut an. Ich bin ein Wassermensch. Sobald ich eingetaucht bin, bin ich für mich. Ich kann mich dann fallen lassen und meine Bahnen ziehen. Mein Wassergefühl an diesem Tag war toll, auch wenn ich wieder die Handbremse spürte. Ich wollte nicht alles riskieren, so wollte ich gerade im ersten See erstmal schauen wo ich mich einsortieren konnte. Als ich da so rum dachte, sah ich auch bereits schon den ersten Ausstieg, das ging problemlos und schnell.

Ein paar Helfer reichten uns die Hand. Alles wie immer, schnell auf den Steg. Dieser war leicht ins Wasser gebaut, mit einem Teppich bezogen und so ging es mit ein paar Schritten schnell nach oben. Ein Blick auf die Uhr, irgendwas mit 17 Minuten. Ich war voll im Soll. Auf der Brücke angekommen, bemerkte ich allerdings schnell, dass die Teilnehmer vor mir bereits einiges an Wasser verteilt hatten, das Holz war extrem rutschig. Dennoch kein Problem, mit ein bisschen Vorsicht konnte man das gut überstehen. Auch den kleinen Hügel abwärts überstand ich ohne Sturz, auch wenn ich den harten Beton und die kleinen Steine an den Fußsohlen deutlich spürte. Links abbiegen und rein ins Wasser. Vorher schaute ich allerdings nochmal über den See und war etwas schockiert, dass die Bojen so weit entfernt lagen, das hatte am Vortag noch ganz anders ausgesehen.

Die ersten Armzüge nach der kleinen Laufeinheit im Neo waren seltsam. Ich versuchte wieder in den Schwimmzyklus zu kommen. Viel mir allerdings schwieriger als erwartet. Mein Körper wollte dann wohl jetzt doch in die Wechselzone und ab aufs Bike. Ich versuchte ihn von den weiteren 900 Metern zu überzeugen, was bis ca. der dritten kleinen Boje dauerte. An der letzten Wende geriet ich in eine leichte Rangelei, aber nicht weiter schlimm. Auf dem Rückweg wollte ich etwas anziehen und das tat ich schließlich auch. Als ich noch ca. 200 Meter bis zum Ziel hatte, fiel mir auf, was ich heute für ein großes Glück hatte. Die meiste Zeit war ich alleine und hatte eine gute Linie für mich gefunden. Ausstieg. Locker leicht, Anstieg, Treppen, Teppich in die Wechselzone. Ich stoppte ausversehen meinen Triathlonmodus auf der Uhr, sodass ich ab jetzt meine Gesamtzeit nicht mehr genau sehen sollte. Ich startete den Einzelmodus und entschied mich, jetzt nicht verrückt machen zu lassen.

Zeit: 00:34:17h
Durchschnittliches Tempo: 01:48 min/100m
29. Platz in der AK M40

90 km Bike

Wie immer am Morgen vor dem Start, lief ich nochmal aus beiden Richtungen die Wechselzone ab. So konnte ich mir Punkte setzen, die ich zum Wiederfinden meiner Bags und des Bikes im Rennen benötigen würde. Wie oft hatte ich bereits gesehen, wie Leute verzweifelt ihre Sachen suchten. Diese Hektik, diese Anspannung, schon hat man die einfachsten Sachen vergessen. An diesem Tag fand ich alles sehr schnell. Meinen blauen Radbeutel mit der 670. Geschnappt, zu den Bänken und erstmal den Helm auf. Den Neo aus, meine Startnummer umgeschnallt, nach hinten gedreht und alles andere zurück in den Bag. Problemlos. Schnell und einfach.

Noch am Morgen entschied ich mich für eine weitere Premiere. Ich befestigte das erste Mal meine Radschuhe direkt am Bike. Ich hatte das bisher nicht trainieren, denn der Aufstieg gestaltet sich dann ein wenig anders. Damit die Schuhe in der richtigen Position bleiben, befestigt man sie mit einem Gummi am Rahmen des Bikes. In entschied mich zu diesem Schritt, weil der Boden wieder sehr aufgeweicht war und ich nicht wollte, dass sich meine Schuhe mit allem möglichen Dreck vollstopfen würden, wenn ich mein Bike im Laufen aus der Wechselzone schieben würde. Ich hatte einfach Sorge, dass ich dann womöglich schwerer in die Klicks kommen würde. Es war riskant, aber ich wollte es unbedingt testen. Als ich schließlich die Markierung überlaufen hatte und auf mein Bike steigen durfte, erinnerte ich mich an Videos, die ich gesehen hatte. Die Füße auf die geschlossenen Schuhe stellen und erstmal los kommen. Nach ein paar Metern einen Fuß nach dem anderen rein schlupfen, den Gummi mit einem festen Tritt zerreißen und schnell davon ziehen. Perfekt, das klappte auf Anhieb einfach super!

Nun hieß es wieder sortieren. Ich saß jetzt erstmal wieder 90 km auf dem Rad und hatte genug Zeit, um in meinen gewohnten Rhythmus zu kommen. Ein paar tolle Radausfahrten hatte ich dieses Jahr bereits gemacht, sodass ich wusste, dass ich auch in diese Disziplin zugelegt haben musste. Ich wusste allerdings auch, dass die Radstrecke mit ungefähr 1000 Höhenmetern keine leichte werden würde. Auch hier versuchte ich die defensive Taktik, gerade auch wegen der drei Anstiege, die auf uns warteten. Bereits nach wenigen Kilometern befanden wir uns schon auf der gesperrten Autobahn. War auch mal ein tolles Erlebnis, so eine zweispurige Asphaltstrecke für sich zu haben. Auch wenn dort kaum ein Baum stand und die Sonne schon ordentlich ballerte, der Gegenwind machte mir dann doch etwas mehr zu schaffen.

Wie eigentlich bei jedem meiner Triathlons bisher, wurde ich auch an diesem Tag wieder von einigen Zeitmaschinen überholt. Natürlich hatten diesen auf der flachen Strecke hier einen Vorteil und ich schaute ihnen teilweise sehnsüchtig nach. Auch an diesem Tag schwor ich mir wieder, bald nochmal nach einem passenden Bike Ausschau zu halten. Heute, so sagte ich es mir immer wieder, wollte ich aber nochmal mein Cube Streamer über die Strecke führen und allen zeigen, dass ich auch damit eine gute 90er Runde fahren würde. Immer wieder blickte ich daher auf meine Uhr und war erstaunt, wie locker und gut ich die 34-35 km/h halten konnte. Kurz überlegte ich, ob ich eventuell zu viel riskieren würde, denn schließlich hatte ich mir einen 30er Schnitt ausgerechnet und vorgenommen. Ich ließ es natürlich laufen, denn ich war im Wettkampf!

Auf meinem Lenker hatte ich einen kleinen Zettel geklebt, der netterweise mit bei den Aufklebern im Startbeutel enthalten war. Dort waren die Anstieg, gefährlichen Abfahrten und auch die Verpflegungsstellen markiert. Ich wusste also genau, dass ich bei Kilometer 25 auf den ersten “kleineren” Anstieg antreffen würde. Bis dahin verfolgte ich mich gut und versuchte das Tempo zu halten, ohne viel unnötig Kraft zu verbrauchen. Der erste Anstieg war knackig, aber kurz. Als ich mich bereits wieder auf der Abfahrt befand, verging die Zeit doch schneller als erwartet. Das mag sicherlich auch an der unglaublich schönen Umgebung gelegen haben. Nicht umsonst wird der IRONMAN in St. Pölten Austria als einer der schönsten in Europa beworben. Die Landschaften waren unterwegs einfach super schön und das bei einer mittlerweile welligen Strecke, die allerdings sehr gut zum rollen lassen einlud. Nun hatte ich bis ca. KM 65 Zeit. Dann sollte ich nochmal einen Anstieg nach Gansbach überstehen müssen.

Heftig. Ein anderes Wort hatte ich dafür nicht. Natürlich fluchte ich innerlich vor mir hin, während ich mich die ungefähr 8 km mit 13% aufwärts quälte. Immer wieder ging mein Blick zu den anderen Radfahrern, die sich auch nicht unbedingt leichter taten. Einige strampelten an mir vorbei, andere wiederrum waren langsamer als ich. Endlos schien das ganze zu werden, aber Meter für Meter schraubte ich mich nach oben. Immer wieder mit einem Blick auf meinen kleinen Zettel. Als ich das Schild “200 Meter Verpflegung” sah wusste ich, dass ich es bald geschafft hatte und noch eine steile Abfahrt und ein kleiner Anstieg folgen sollte. Doch, wie hatten meine Beine das ganze überstanden?

Bei den Verpflegungsstellen lief ebenfalls alles sehr gut für mich. Ich hatte immer Glück alleine vorbei zu fahren, sodass ich mir immer aussuchen konnte, was ich greifen wollte. Kurz zuvor machte ich meine Flaschen weitestgehend leer und griff mir grundsätzlich zwei neue. Ein Gel, ein Riegl und eine Salztablette. So zog ich meine Ernährungstaktik bis zum Schluss durch und hatte trotz der stetig steigenden Temperaturen nie das Gefühl von irgendetwas zu wenig dabei zu haben. Die Abfahrten waren teilweise ebenfalls sehr wild. Bei einem Blick sah ich kurzzeitig mal fast 70 km/h auf der Uhr. Da durfte nicht viel passieren und die Streckenposten wiesen auch immer bei gefährlichen Stellen darauf hin, lieber auf die Bremse zu steigen. Als ich den letzten Anstieg geschafft hatte, hatte ich noch ca. 12 km Rest bis zurück nach St. Pölten.

Noch wenige Meter bis zum Abstieg. Ich hatte es tatsächlich geschafft, die Runde mit einem 30er Schnitt zu fahren. Unglaublich, dass ich trotz der heftigen Anstiege am Ende so locker durchgekommen war. Bei einem Blick auf meine Uhr war ich begeistert. Auch den Abstieg gestaltete ich dieses Mal mit eingeklickten Schuhen, sodass ich direkt weiterlaufen konnte und meine Schuhe in der Wechselzone am Bike lassen konnte. Auch das funktionierte problemlos und sparte mir nochmal wertvolle Sekunden.

Zeit: 02:57:57h
Durchschnittliches Tempo: 30.35 km/h
132. Platz in der AK M40

21,1km Run

Bei meinem zweiten Besuch in der Wechselzone lief alles noch besser und vor allem auch schneller. In 03:33 min war ich umgezogen und machte mich nun auf die Laufstrecke. Die Sonne war nun gnadenlos und ich dachte mir nur, dass hoffentlich auch ein paar schattige Stellen dabei sein würden. Dann bemerkte ich schnell, dass ich Durst hatte und freute mich schon jetzt auf die erste Verpflegungsstelle. Alle 2,5 Kilometer sollte ich die Möglichkeit bekommen um mich verpflegen können. Zwei Runden a 10,5 km standen nun für mich an und wie gewohnt, fühlte sich das ganze auf den ersten Metern doch recht steif an. Alles wie immer, dachte ich da nur bei mir. Da half es natürlich sehr, dass mich Ines bereits das dritte Mal an der Strecke an brüllte und mich motivierte. Sie platzierte sich jeweils beim Schwimmen und Radfahren genau richtig, sodass sie hier auch tolle Bilder und Videos machen konnte.

Als ich das erste Mal am roten IRONMAN Teppich und dem Zielbogen vorbei auf die Strecke lief, schaute ich schon etwas sehnsüchtig. Wie gerne wäre ich zu diesem Zeitpunkt schon gerne im Ziel gewesen. Doch es lagen noch 21,1 km vor mir, die an diesem Tag sicherlich nicht so einfach werden würden. Die erste Versorgung war ein Segen und kam bereits recht früh- Gott sein Dank! Immer nach dem gleichen Schema: Schwämme greifen und über den Kopf, Wasser nehmen und trinken, Wasser nehmen über den Kopf, Isogetränk schnappen und trinken, Wasser nehmen und über den Kopf, Schwämme greifen und in den Einteiler stecken. Das brachte jedesmal etwas Abkühlung und Kraft. Essen konnte ich indes überhaupt nicht, aber auch das war typisch für mich. Auf dem Rad hatte ich eine Salztablette genommen und ich hoffte, dass diese bis zum Ende reichen würde.

Als ich das erste Mal in den Stadtbereich abbog, liefen meine Beine nach ca. 6 km immer noch nicht ganz so rund wie gewünscht. Das machte sich natürlich auch im Kopf bemerkbar, auch wenn ich meine Pace bis dahin noch unter einem 5er Schnitt halten konnte. Gerade der staubige Weg am Fluß entlang, war mental alles andere als einfach. Da war das kleine Stimmungsnest dann doch schon eher motivierend. Nur leider etwas kurz. Die restliche Strecke war eher ruhig und einsam, sodass ich mich immer wieder auch an anderen Läufern orientierte. Zu meiner Freude, sah ich in weiter Entfernung plötzlich ein Hardtseemafia Logo auf einem Einteiler. Ein Teampartner aus meinem Triathlonverein. Ich spürte, dass ich Schritt für Schritt aufholte und freute mich darauf, hier etwas quatschen zu können. Thomas war ebenfalls auf seiner ersten Runde freute sich ebenfalls auf meine Begleitung. Meinen Beinen ging es zu diesem Zeitpunkt wesentlich besser, sodass ich ihn eine Weile mitzog und versuchte anzuspornen.

Die erste Runde war geschafft. Thomas hatte ich leider wieder verloren. An diesem Tag machte aber ohnehin wieder jeder sein eigenes Rennen, sodass ich mich auch oft selber dabei erwischte, wie ich einfach auf den Boden starrte und versuchte Meter für Meter weiter zu laufen. Die beiden Mädels jubelten mir zu, sie kreischten und versuchten mich zur zweiten Runde zu peitschen. Das zweite mal am Zielbereich vorbei zu laufen, war nicht wesentlich einfacher als das erste Mal. Doch jetzt wusste ich, jeden Meter würde ich heute das letzte Mal auf der Laufstrecke absolvieren, sodass alleine dieser Gedanke schon einen enormen Schub bedeutet. Allerdings nur bis ca. Kilometer 12. Hier hatte ich plötzlich einen kleinen Einbruch. Ich hatte das Gefühl, dass ich keinen Schritt mehr machen konnte und noch schwerer war es, bereits andere gehend auf der Strecke zu sehen. “Ach komme, nur mal ein paar Meter zum erholen. Danach kannst du doch direkt wieder anlaufen!”. Nein. Ich tat es nicht. Ich lief weiter, auch wenn sich mein Tempo verschlechterte und ich ein bisschen Sorge hatte doch noch dem Gefühl zu erliegen. Das hatte zudem noch gefehlt: Beim Versuch meinen Einteiler noch etwas weiter zu öffnen, rieß mir der Reißverschluss, sodass dieser nun komplett vorne aufstand und sich nicht mehr schließen lies. Sah natürlich nicht so toll aus, was ich allerdings leider nicht mehr ändern konnte.

Einen Fehler, den ich nicht mehr machen wollte war, nicht zu früh zur Cola zu greifen. Diese Erfahrung nahm ich aus der Challenge Roth 2016 mit, bei dem ich bereits sehr sehr zu diesen Bechern griff. Diesen “Zuckerschub” wollte ich mir heute eigentlich für die letzten Kilometer aufsparen, aber ich hatte keine andere Wahl mehr. Ich musste etwas ändern, sodass ich beim nächsten Becher kurz stehen blieb und mir einen Becher gönnte. Trotzdem Iso. Trotzdem Wasser. Weiter gehts, direkt wieder anlaufen und nicht nachlassen. Es dauerte bis ungefähr bis Kilometer 15~16, bis ich von der Wirkung erstmal etwas spürte. Ich weiß nicht genau, ob es wirklich daran lag, oder ich nun wusste, dass ich nicht mehr weit vom Ziel entfernt war. Plötzlich lief es wieder rund und ich hatte sogar zwischenzeitlich eine 04:30 min/km auf der Uhr. Ich würde es heute schaffen. Die Zeit war mir egal. Seit heute Morgen schon, auch wenn ich mich über tolle Splitzeiten natürlich sehr freuen würde. Eine 01:33 h, wie damals beim IRONMAN 70.3 Kraichgau, sollte es allerdings an diesem Tag nicht werden.

So verloren in meinen Gedanken, hörte ich auch plötzlich den Menschentrubel. Einige Teilnehmer vor mir hatten es bereits geschafft und wurden lautstark empfangen. Ich bog nach rechts und sag die große Videoleinwand, vor welcher ich am Vortag bereits ein schönes Bild machte. Mit dem Finger deutete ich auf diesem an, wo es am Wettkampftag reingehen sollte. Noch wenige Meter, dann sollte ich mir dieses Ziel wirklich wieder erfüllen. Noch einmal bis zum Ende, noch einmal bis zum Wendepunkt. Aber dieses Mal nicht auf eine weitere Runde, sondern auf diesen wunderschönen roten IRONMAN Teppich. Diesen durfte ich heute bereits zweimal beim vorbeilaufen bewundern, jetzt hätte ich mich am liebsten drauf gelegt und hätte ihn geknutscht.

Rechts und links viele jubelnde Menschen. Kleine Kinder, Cheerleader, Menschen die ich nicht kannte. Die mich nicht kannten. Alle applaudierten und jubelten mir zu. Ich versuchte mit allen abzuklatschen. Gelang mir nicht. Aber dieses Gefühl saugte ich förmlich wieder in mir auf. Ein besonderes Gefühl, denn an diesem Tag war es harte Arbeit. Nicht im Wasser. Nicht auf dem Bike. Aber in den Laufschuhen. Mental war ich allerdings zum richtigen Zeitpunkt voll da und durfte mich entsprechend feiern lassen. Auch Nadine & Ines standen auf der kleinen Tribüne, die im Zielbereich aufgebaut war. Was für ein unglaublich toller Support von den beiden an diesem Tag! Ich war so dankbar, denn an diesem Tag habe ich diesen so dringend gebraucht. Nach gefühlten 100 kleinen Bechern mit Iso, realisierte ich nun auch im Zielbereich langsam, dass ich es wieder über die Mitteldistanz geschafft hatte.

Zeit: 01:44:24h
Durchschnittliches Tempo: 05:05 min/km
76. Platz in der AK M40

FINISHER - mein Wettkampffazit!

Es kann so vieles passieren. So viel unerwartetes. Gedanken machte ich mir in den letzten Tagen vor dem Wettkampf vielleicht nur über mein schlechtes letzten Trainingswochenende. Dort konnte ich gerade so die 12 km absolvieren, mehr Kraft war nicht mehr vorhanden. Die Tapering-Woche kam daher zur rechten Zeit, sodass ich ausgeruht und voller Kraft nach St. Pölten anreisen konnte. Keinen Infarkt, keine Erkältung und auch sonst keine Verletzung. Bereits bei meinem zweiten IRONMAN 70.3 Start steht fest: Organisation perfekt! Von der Anmeldung, über zwischenzeitliche Informationen, Registrierung, Wettkampfbesprechung, Start, Absperrungen, Helfer, Strecken, Verpflegung. Besser geht es einfach nicht. Viel Aufwand für uns Teilnehmer, die einen tollen Tag erleben möchten. Das galt an diesem Tag übrigens auch für Carsten, der sein persönliches Ziel unter 6 Stunden erreichen konnte und von mir im Ziel applaudierend empfangen wurde. Sehr starke Leistung und viel Erfolg auch für deine weiteren Wettkämpfe in diesem Jahr! Es hat mich sehr gefreut, euch persönlich kennengelernt zu haben.

Meine Zeit in St. Pölten halte ich grundsätzlich in sehr guten Erinnerungen und kann diesen vollsten empfehlen. Ein Start kommt für mich jederzeit nochmal in Frage, auch wenn ich in den nächsten Jahren auch gerne noch andere Austragungsorte besuchen möchte. Für meine weitere Vorbereitung hat mich dieses Rennen aber auf jeden Fall auch wieder ein Stück näher zum IRONMAN Maastricht im August gebracht, denn das ist schließlich mein großes Highlight. Es gibt immer etwas zu verbessern, aber an diesem Tag passte meine Taktik und Verpflegung zu 100%. Leicht entsetzt war ich bei den gemachten Bildern etwas über meine derzeitige Form. Hier gilt es jetzt noch in den nächsten Wochen nochmal 3-4 kg abzunehmen, was ich über ein gesteigertes Training und die passende Ernährung erreichen möchte.

Neben dem Dank für den persönlichen Support vor Ort, möchte ich mich natürlich auch gerne wieder bei allen bedanken, die mich auf allen möglichen Kanälen verfolgt, angefeuert, motiviert und verfolgt haben. Danke für die zahlreichen Kommentare und Gratulationen. Mich haben alle erreicht und ich freue mich immer über jeden einzelnen!

Hinweis: Sollten Sie sich auf einem oder mehreren meiner Bilder erkennen und gegen diese Veröffentlichung in meinem Blog sein, so nehmen Sie doch bitte Kontakt mit mir auf, damit ich diese(s) umgehend entfernen kann.

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